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Luise

Rose Rouge - St. German
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Luise
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Viel Spaß beim Stöbern!

Mehr Schein als Sein

Gedanken zum Stück

Welcher Weg führt zum Erfolg?
Diese Frage stellt sich der Handlungsreisende Willy Loman im Drama „Tod eines Handlungsreisenden“ von Arthur Miller, inszeniert vom Tourneetheater Euro-Studio Landgraf nach Harald Demmer.

 

Die Geschichte beschreibt die Biografie eines Mannes, der an der Frage nach dem Weg zum Erfolg kaputt geht. Dabei springt sie zwischen zwei Zeitebenen, beginnend mit vier Menschen, die am Grab um Willy trauern. Biff (Julian Härtner), der ältere Sohn Willys hält die Hand seiner Mutter Linda (Patricia Schäfer). Neben ihr steht der Nachbar und Freund Willys (Martin Molitor) und der ältere Sohn Happy (Jean Paul Baeack). Als die vier Personen die Bühne verlassen wird der Blick auf eine Bühne auf der Bühne frei. Durch einen transparenten Vorhang sind eine Tischecke und ein alter Kühlschrank zu erkennen.

Das Stück behandelt ein aktuelles Thema, nämlich die Frage nach Erfolg. Willy Loman ist das Beispiel eines Mannes, der die Beliebtheit als Mittel zum Erfolg sieht und sich schnellen Reichtum verspricht. Doch dieser Wunsch führen ihn in Verzweiflung und verbissenen Stolz, nach kurzem Erfolg wird er gefeuert und lehnt alle Jobangebote ab, setzt seine ganze Hoffnung in den einst jüngeren Sohn Biff, der jedoch nur Farmarbeiter ist. Das Scheitern Biffs projiziert Willy auf sich selbst und er beendet sein Leben. Sein letzter Schritt ist keine Resignation gegenüber seiner Erfolgsphilosophie, er erhofft sich, dass sein Tod Biff 200.000€ bringen, die ihm wiederrum zum Erfolg führen. „Am Ende ist man tot mehr wert als lebendig!“ In seiner Verzweiflung wertet Willy alles in materiellen Ruhm und Reichtum auf, sogar sein eigenes Leben.

 

Wie kommt es dazu, dass ein Mann seine Lebensaufgabe letztlich darin sieht sich für gerade einmal 200.000€ zu opfern?
 

Das Drama beantwortet die Frage mit Selbstüberschätzung, die Willy am Anfang seiner beruflichen Karriere empfindet. Immer wieder werden Rückblicke gezeigt, von der Familie Loman, den Söhnen, die beliebte Jungen auf ihrer Schule sind. Sie toben über die Bühe und vergöttern ihren Vater, den Handlungsreisenden.
Doch das Bild der idealisierten Familienidylle kippt. Willy Loman hat Probleme im Betrieb und wird schließlich entlassen. Eine Frau läuft über die Bühne und räkelt sich lasziv hinter dem transparenten Vorhang, während Linda ihren Mann in die Arme schließt, als er in einem Selbstgespräch versinkt. Der Bruder von Willy, der in Afrika reich geworden sei, schreitet in Pelz an Willy im grauen 50er Jahre Anzug vorbei. Stimmengewirr und eine anschwellende Geräuschkulisse wabert durch den Saal.
Was folgt ist Verbissenheit und Stolz, das Bild des plötzlichen Reichtums als einziges Ziel im Leben. Diese Werte vermittelt Willy seinen Söhnen, die ihn vergöttern, sodass Happy den gleichen Weg wie der Vater einschlägt. Biffs Bild über seinen Vater wird gebrochen, als er seinen Vater mit einer Affäre entdeckt. Neben dem Vertrauen in seinen Vater verliert er auch das Vertrauen in dessen Erziehung und damit in sich selbst. Eines verbindet die Männer: Sie scheitern an der Suche nach Selbstverwirklichung.
Zwischen wilden Geschäftsideen, lautem Streit und bunten Rückblicken versucht Linda ihre Familie zusammenzuhalten. Aber auch sie verändert sich. Während sie zunächst noch im kurzen Jeanskleid auftritt, wirkt sie bald genauso grau wie der Kühlschrank, der die Familie im Stück begleitet.

„Er stirbt, Biff“, sagt sie ihrem Sohn, als Willy im Streit wieder und wieder von einem zu erwartenden Erfolg seiner Söhne spricht.
Die SchauspielerInnen des Theaters stellen die Personen mit beeindruckender Schauspielleistung dar und schaffen eine spannende Atmosphäre zwischen Euphorie und Verzweiflung. Gerade die Streitszenen in der Familie Loman lassen durch die Stimmgewalt eine Gänsehaut auf der Haut der Zuschauer zurück. Helmut Zierl schafft es zudem die Aggressivität und Verwirrtheit Willy Lomans zu charakterisieren. Die knappen drei Stunden Aufführung vor fast ausverkauftem Hause werden mit großem Applaus wertgeschätzt.     

Arthur Miller
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"Am Ende ist man tot mehr wert als lebendig" 

-Willy Loman

Goethes sämtlicheWerke...leicht gekürzt

Rezension

Foto: Thorsten Harms

Am Abend des 22.11.2018 führten drei Schauspieler des Altonaer Theater die Zuschauer des Theaters im Parks auf eine bunte Reise durch die Werke und das Leben des berühmten deutschen Dichters Johann Wolfgang von Goethe. Die Reise beginnt mit einem Erzähler Evkermann (Kristian Bader) der aus einem dicken Buch liest. Der rote Vorhang ist geschlossen, der alte Goethe, (Michael Ehnert) kommt aus dem Publikum auf die Bühne. Gerade als er anfängt sich zu erinnern, wie er einst an diese Wand geschrieben hatte, öffnet sich der Vorhang und der junge Goethe (Jan Christof Scheibe) steht dem alten gegenüber. Theatralisch sehen sich die beiden an. Stille. Dann klappt der Erzähler das Buch zu: „Ich will uns ja nicht selber loben, aber das ist ein richtig guter Anfang.“
Und so beginnt das Stück in der Jugend Goethes. Auf der Bühne stehen Holzkästen, die, ordentlich sortiert, all die Werke Goethes verbergen. Nach und nach werden alle Kisten geöffnet und die darin gefundenen Werke Goethes zitiert und erklärt. Von der in seiner Zeit in Weimar bis zu seiner Italienreise und den Koalitionskriegen und anschließendem Besuch beim kleinen Napoleon (Kristian Bader). Goethes Figuren und Freunde sowie er selbst werden von allen Schauspielern verkörpert. Dabei ist auch die Frage nach den Frauenbekanntschaften nicht fehlen.

 

 

 

 

 

... fragen sich die drei in einem Lied, das mit E-Gitarre begleitet wird. Die Antwort suchen sie in der Kiste mit den verschollenen Briefen Goethes an die Hofdame Charlotte Stein. Dabei finden sie auch Goethes Dissertation für sein Jurastudium wieder. Jedoch wird dieses von zwei Richtern als zu religionskritisch dargestellt. In der zweiten Ausführung schreibt Goethe dann vor allem darüber, dass der Duschvorhang in die Dusche gehöre. Beim weiteren Stöbern werden auch die Theaterregeln, die der Dichter in seiner Zeit als Intendant verfasste.

Doch Goethes Werke in Weimar können nicht an seinen Erfolg des „Leiden des jungen Wärters“ anknüpfen. Goethe ist niedergeschmettert. Da kann natürlich nur einer helfen: Aus der größten Kiste springt Schiller mit musikalische Untermalung und buntem Discolicht. Er fordert Goethe auf Faust weiter zu schreiben und verschwindet wieder in der Kiste.

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Und was ist mit Faust?

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Den haben  die drei einfach mal weggelassen!
Der Abend führt quer durch Literatur und Geschichte und ist dabei so vielseitig, dass man ihn nicht zusammenfassen kann. Zwischen Daten, Fakten und Dichtung wird gelacht, geklatscht und gesungen. Einige Fragen werden geklärt, andere wiederrum nicht. Die drei Schauspieler schaffen eine humorvolle Atmosphäre, indem sie die alte, uns allen bekannte Dichtung Goethes charmant modernisieren. Dabei schlüpfen sie in Rekordzeit in unterschiedlichste Rollen, von Napoleon, bis zur Hofdame Charlotte Stein. Diese Mischung lässt den Zuschauer nicht nur mit einem großen Lachen aus dem Saal gehen, sondern ist durch den Autor Michael Ehnert auch sehr ein bisschen schlauer. Vielseitige Szenen, inszeniert vom Regisseur Martin Maria Blau, und beeindruckende Schauspielkunst, zeigen dem Zuschauer an dem Abend, dass Goethe mehr als nur Deutschunterricht sein kann.

"Hadda oder hadda nicht?"

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Von der Kunst der Täuschung

Gedanken zum Stück

Das Stück „Tabu“ nach Schirach ist eine Suche, die Suche nach Wahrheiten. Die Charaktere verlieren und treffen sich auf dieser Suche und jeder geht nach eigenen moralischen Werten vor. Aus einer Suche wird ein Wettkampf. Sebastian Eschburg (Philip Wilhelmi) bricht in seiner Kunst die klassische Suche nach dem „Täter“ oder der „Leiche“. Er wird selber zur Leiche und zum Täter.

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Der Kriminalkommissar (Alexander Klages) wird über einen Anruf einer Frau benachrichtigt, die panisch von einer Entführung spricht. Sebastian Eschburg wird festgenommen, bei ihm werden eindeutige Beweise gesichert und er gesteht. Es fehlt jedoch die Leiche. Zusammen mit der Staatsanwältin (Tina Eberhardt) und dem Richter (Jacques Ullrich) wird sich auf die Suche nach ihr begeben.

Wer ist sie?

An Sebastians Seite sucht nun der Verteidiger Biegler (Kai Maertens), ein selbstsicherer Mann, der auf alles eine Antwort hat. Seine Suche beginnt nicht mit dem Willen eine Leiche zu finden, sondern mit der Aufgabe den Angeklagten zu präsentieren, eben zu verteidigen so gut es geht. Doch auch Eschburg hat eine Vorstellung sich zu inszenieren und so bringt er auch seinen Anwalt auf eine neue Suche, die ganz woanders endet, als sie zu beginnen scheint.


Die Bühne ist mit wendbaren Wänden umgeben, die auf der einen Seite schwarz und auf der anderen weiß sind. Je enger und verworrener die Menschen sich auf ihren Wegen kreuzen, desto öfter wechseln sich die Wandseiten. Nur einer ist dauerhaft auf der Bühne: Es ist Sebastian, der bekannte Fotograf, der angeklagt ist eine unbekannte Frau entführt und ermordet zu haben. Und, während die Menschen um ihn herum eine Leiche suchen, sucht Eschburg nach sich selbst.


Seine Suche beginnt mit dem Selbstmord seines Vaters. Als kleinen Junge fand Sebastian den erschossenen Leichnamen in einem Zimmer, dessen Wände mit schwarzen Kreuzen bemalt waren. Seither sucht er nach den Gründen des Selbstmordes. Er fühlt sich von seinem Vater getäuscht. Dies drückt Sebastian in seiner Kunst aus. Die ersten Bilder, die er schießt, täuschen nicht, seine Portraits zeigen die Menschen schwarz/ weiß und ungeschönt. Auf diesen Realismus wird Sofia (Barbara Lanz) aufmerksam. Sie wird zum liebenden Begleiter auf Eschburgs Suche. Sofia sucht nicht die Wahrheit hinter dem Selbstmord Eschburgs Vaters, sondern nach Sebastian selbst, der sehr verschlossen ist. Sebastian erleidet einen Wutausbruch und möchte Sofia wegschicken: „Ich habe Angst dich zu verletzten“. Trotzdem bleibt Sofia bei ihm und wird eine wichtige Kreuzung auf dem Weg Sebastians, der mit dem Gedanken groß geworden ist, dass ihn Menschen verlassen. Sie ist intelligent, mit ihrem Erscheinen auf der Bühne erhellt sich das Bühnenbild, die Wände drehen sich wie die Charaktere um Eschburg und Sofia.
In einem großen Finale formuliert Sebastian dann seine Antwort auf die Fragen und klärt den „Mord“ in einer Videoinstallation auf.

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Das Video beginnt mit dem Schachtürken, einer Maschine, die Menschen im Schachspiel täuscht. Aus der steigt seine Halbschwester heraus. Sie trägt die gleichen Kreuze auf der nackten Haut, mit denen die Wände des Zimmers von Eschburgs totem Vater bemalt waren. Der Schachtürke spielt mit dem Zuschauer, die Installation „täuscht“, sie spielt dem Zuschauer etwas vor. Die Videoinstallation spiegelt Sebastians Gefühle wieder. Durch den Selbstmord des Vaters fühlt sich Eschburg getäuscht und vorgeführt.

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Das Ziel der Suche, also die Wahrheit steckt für Eschburg in dem Erkennen der Täuschung. Das Gesicht, was sich als „Leiche“, herausstellt, besteht aus einer Überlappung von Sofias Gesicht, dem der Halbschwester und von Sebastian. Für die Staatsanwaltschaft bedeutet das:

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Es gab nie eine Leiche oder einen Mord. 

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Während das Stück immer wieder zwischen lauten und hektischen Szenen springt, in denen eine vermeintliche Schuldfrage geklärt werden soll, erläutert Sofia in einem Lichtkegel ganz ruhig dem Zuschauer, was auf dem Video im Gerichtssaal zu sehen ist.
In diesem Labyrinth aus Fragen, Täuschung und Antworten findet sich der Zuschauer immer wieder auf neuen Wegen wieder. Das Stück des Ensembles schafft es, den Zuschauer zu verwirren und ganz besonders zum Staunen zu bringen. Der Applaus am Ende spricht für die beeindruckende Schauspielleistung und Inszenierung. Tabu ist eine Suche, aber eben kein gewöhnlicher Psychothriller.

 

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Foto: Baraniak

Cosi fan tutte-

Von Frauentreue und Männermoral

Rezension

Der Orchestergraben ist geöffnet, die ersten Töne erklingen vor dem geschossenen Vorhang. Doch ehe sich der Vorhang öffnet, stürmt eine Braut im weißen Kleid mit einem Mann auf die Bühne und sie küssen sich. Ihnen folgt ein weiterer Mann, Don Alfonso, sichtlich erschrocken über die Szene vor seinen Augen. Damit beginnt die Oper „Cosi fan tutte“ geschrieben von Wolfgang Amadeus Mozart und inszeniert vom Landestheater Detmold.

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Wie halten es die Frauen eigentlich mit der Treue?

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Schritt eins

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Schritt zwei

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Schritt drei

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Jocker

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Was zeigt uns das?

 

 

 

Und was nehmen wir noch mit?

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Das fragen sich die zwei Männer Gugliemlo und Ferrando zusammen mit ihrem Freund Don Alfonso. Um die Treue ihrer Partnerinnen Dorabella und Fiordiligi auf die Probe zu stellen schmieden sie einen Plan, in den zusätzlich das freche Zimmermädchen Despina eingeweiht wird. 

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Die Männer müssen ihren Freundinnen sagen, dass sie

in den Krieg ziehen, begleitet von einer tieftraurigen Abschiedsszene, links auf der Bühne zwischen Gugliemlo und Fiordiligi und rechts zwischen Ferrando und Dorabella.

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Die Männer verkleiden sich und treten in das Leben der jeweils anderen Frau sein. Mit Backpack und Wanderstiefeln wird so Ferrando ungebetener Gast im modernen Chaos bei Fiordiligi und im schicken Anzug zieht Gugliemlo auf die Couch von Dorabella.

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Nun heißt es sich begehrt machen. Mit allen Mitteln versuchen die Männer die Herzen der trauernden Frauen zu erweichen und setzten sich in Szene. Doch das funktioniert zunächst nicht recht, da die Frauen mit dem Herzen und Gedanken bei ihren Männern im vermeintlichen Krieg sind.

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Um das zu ändern, schalten sich Despina und Don Alfonso erneut ein und schmieden verschiedene Pläne. Nachdem sie die Männer dazu bringen einen schweren Schwächefall anzutäuschen, kommt es zum ersten Kuss zwischen den vertauschten Paaren.

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Es bleibt jedoch nicht nur bei einem Kuss. Hals über Kopf kommt es zu Liebschaften unter einem orangenen Blütenbaum. Als Despina mit Papierhut und allerlei Luftschlangen schon die Hochzeit einleiten will, entscheiden sich die vier einander zu gestehen, dass sie sich betrogen haben.

Happy End: Natürlich muss trotzdem gefeiert werden, nicht nur, dass alle Paare wieder zueinander gefunden haben. Im bunten Chaos fanden sich auch Despina und Don Alfonso.  Doch wie deren Hochzeit ausgeht wissen wir ja vom Anfang.

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Cosi fan tutte! – So machen`s alle!

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Dass Oper eine italienische Oper mit deutschen Untertiteln nicht langwierig sein muss, sondern neben mit hohem musikalischen und schauspielerischen Niveau richtig lustig und unterhaltsam ist.

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